GolfersChoice® Gala Magazin Engadin 2023
        
 35 RINALDO WILLY Körper zwischendurch auch immer mal wieder ein bisschen gemein – und dann läuft es gar nicht. Wie an diesem dritten Loch, an dem Rinaldo aufhört, seine Schläge zu zählen. Auf der Suche nach seinem Ball schlendert er durch die knie- hohen Alpenblumen, den Blick nach unten gerichtet. Er nimmt es lässig. Kein Fluchen, keine falschen Erklärungen. «Das Leben», sagt er, «hat mich Demut ge- lehrt.» Und Demut lehre ihn auch das Golfen. Wenn Rinaldo Willy vom Leben und von Demut spricht, dann kann es durchaus passieren, dass er auf das Thema Tod kommt. Denn dem hat er einmal sehr früh ins Auge geblickt. Er war Mitte zwanzig, gerade im Studium, da bekam Rinaldo Willy die Diagnose Krebs. In dieser Zeit ging er mehrfach auf einen Friedhof und beobachtete einmal zwei Männer, die ein altes Grab auflösen wollten. Er sagt: «Als sie die Reste eines Sarges aushoben, der noch gar nicht zerfallen war, war ich entsetzt und beschloss, dass ich im Falle meines eigenen Todes kremiert werden soll.» Und als er einen Artikel über einen russischen Wissenschaftler las, der zum Thema synthetische Diamanten forschte, kam ihm die Idee, die er gleich seinem Dozenten mitteilte: aus der Asche verstorbener Menschen Erinnerungsdiamanten herzustellen. Statt einen Leichnam also unter der Erde zu entsorgen, könne der aus dem Kohlenstoff der Kremationsasche gefertigte Diamant in der Familie von Generation zu Generation weitergegeben werden – und mit ihm auch die Ge- schichte und die Erinnerung an den geliebten Menschen. Sein Lehrer war zu- nächst ein bisschen konsterniert. Doch schon Monate später gründeten sie ge- meinsam die Firma Algordanza – sie stellt Diamanten aus Kremationsasche her. Algordanza ist das romanische Wort für Erinnerung. Rinaldo Willy ist in Zuoz aufgewachsen. Er hat den Krebs besiegt und das Ge- schäft mit den Erinnerungsdiamanten neben dem Golfplatz in Domat/Ems eröff- net. Eine gute Lage natürlich, um selbst mit dem Golfspielen zu beginnen. Zwi- schen 6 und 8 in der Früh machte er mit seinem damaligen Geschäftspartner die Platzreife, spielte mal in Italien und mal auf Mallorca, stellte jedoch fest, dass das Business und die Familie mit zwei kleinen Kindern kaum Zeit fürs Golfen liessen. So folgte eine lange Golfpause, die mit diesem Spiel beendet werden könnte. Wir sind an Loch 4. Kurzer Abschlag. Rund 150 Meter zum Grün. Dazwischen Stein. Geröll. Canyon. Jetzt nur nicht irritieren lassen. Lässig bleiben, sagt Rinal- do. Er schwingt, schlägt, der Ball landet perfekt auf dem Grün. «Es gibt einige Parallele zwischen dem Golfen und dem Führen eines Unternehmens», sagt Ri- naldo, «zum Beispiel kannst Du enorm gewinnen, wenn Du ein Risiko eingehst. Du kannst aber auch enorm verlieren. Die Kunst liegt in der richtigen Einschät- zung des Risikos.» Würdest Du Dich als risikofreudigen Menschen bezeichnen? «Als Unternehmer eher, als Golfer nein. Wichtig ist, dass man sich auf Erfahrun- gen stützen kann. Du musst Abläufe und Mechanismen verstehen. Im Business habe ich natürlich viel mehr Erfahrungen.»
        
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