20 LARISSA GASSER Snowboarden lernte sie als sie «noch nicht einmal richtig laufen konnte», Golfen begann sie im Alter von sieben Jahren. Damals hatten wir eine lustige Runde, sagt sie, haben dabei viel gequatscht. Mit zehn machte sie bereits eine Golfpause, um sich mehr auf das Snowboarden zu konzentrieren und sich einer weiteren Leidenschaft zu widmen, den Pferden. Irgendwann vor drei Jahren kamen dann die Freunde und sagten: Lass uns mal wieder Golfspielen. «Das hat sofort gekickt.» Hast Du einen Lieblingsschläger? «Ganz klar das fünfer Fairway-Holz.» Mit welchen Vorurteilen gegenüber dem Golfsport sollte man mal aufhören? «Dass es ein Sport für Rentner und jeder Golfer versnobt ist.» Wir stehen an Loch 10. Und wenn sie vom Sport spricht, dann weiss man sofort, wofür ihr Herz am lautesten schlägt. Sie sagt: »Am Start zu stehen und die Anspannung der anderen Fahrer zu spüren oder den Zweikampf, der oft gnadenlos ist, das treibt das Adrenalin durch meine Venen. In mir steckt ein Rennpferd.« Wieder tänzelt sie am Abschlag, um den Stand zu finden. Aber im Gegensatz zu vielen anderen, übertreibt sie es nicht. Es gibt ja Spielerinnen und Spieler, die wackeln so lange mit dem Po, bis sie vergessen haben, was am Tee eigentlich zu tun ist. Sie braucht nur zwei Sekunden oder drei, dann schiesst der Ball Richtung Unterengadin, diesmal so heftig, dass man denken könnte, er landet in Scuol oder sonstwo dahinten. Zufrieden schaut sie mich an, und dann fällt ihr noch eine Parallele zwischen dem Golfsport und dem Snowboarden ein. Bei beiden Sportarten kommen in den Wettbewerben Spieler und Fahrer aus der ganzen Welt zusammen. «Das mag ich», sagt sie, «und es trägt zur Toleranz bei.» Sie liebe das Zusammentreffen von verschiedenen Kulturen beim Sport. Ihr bester Freund sei Halb-Inder. Ich bin farbenblind aufgewachsen, fügt sie hinzu und lacht. Und vielleicht mag sie auch deshalb so gerne den Schnee.
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